Nein zum Investoreneinstieg bei der DFL

Wer in den vergangenen Tagen und Wochen den Sportteil der bundesweiten Gazetten gelesen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass innerhalb der DFL eine kleine, aber durchaus einflussreiche Interessengruppe einen Einstieg von Investoren in die deutsche Fußballliga forciert. Ein Vorhaben, welches das Potential hat, eine echte Zäsur im deutschen Fußball darzustellen und eines, welches den Fußball-Alltag, wie wir ihn heute kennen nachhaltig ins Schlechte verändern kann. Die Zeit läuft dabei gegen uns, denn bereits im April soll auf einer außerordentlichen Vollversammlung der DFL eine finale Entscheidung herbeigeführt werden. Einmal mehr ist hier wieder jeder einzelne Fußballfan gefragt, um den Volkssport Fußball zu schützen und den Protest sichtbar und laut in die Öffentlichkeit zu tragen.

Was ist der Status Quo?

Bereits unter der mittlerweile ausgeschiedenen Geschäftsführerin der DFL, Donata Hopfen, forcierte die DFL einen Einstieg von Investoren in die deutsche Fußballliga. Nach dem Ausscheiden von Frau Hopfen aus der Geschäftsführung der DFL, bildete sich innerhalb der DFL die „Arbeitsgruppe Zukunftsszenarien“, bestehend aus Jan-Christian Dreesen (FC Bayern München), Rüdiger Fritsch (SV Darmstadt 98) sowie den DFL-Geschäftsführern Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (Sport-Club Freiburg). Diese Arbeitsgruppe hat nun einen Vorschlag erarbeitet, der bereits im April diesen Jahres zur Abstimmung gestellt werden soll. Dabei sind zahlreiche, wichtige Einzelheiten des geplanten „Deals“ in der Öffentlichkeit noch unbekannt und selbst einige Mitglieder der DFL, dabei unter anderem auch der 1. FC Köln, kritisierten öffentlich, dass ihnen zu wenige Informationen vorliegen würden, um eine Entscheidung von solcher Tragweite treffen zu können.

Der von der AG-Zukunftsszenarien ausgearbeitete Vorschlag sieht vor, 15% der zukünftigen Medienerlöse zeitlich begrenzt für die kommenden 25 – 30 Jahre an ein Private-Equity Unternehmen zu veräußern. Im Gegenzug könnte die DFL dafür eine Einmal-Zahlung in Höhe von 2,5 bis 3 Milliarden Euro erhalten. Vereinfacht gesprochen plant die DFL also durch die Veräußerung eines Teils der zukünftigen Medienerlöse eben jene vorzuziehen. Es entstünde also ein erheblicher Geldregen im kommenden bzw. laufenden Geschäftsjahr auf Kosten der zukünftigen jährlichen Einnahmen durch die Medienerlöse.

Das Mehrheitserfordernis für einen solchen Verkauf der Medienerlöse liegt innerhalb der DFL bei 2/3. Neben dem 1. FC Köln hat sich bisher unter anderem der FC St. Pauli kritisch zu der geplanten Veräußerung der Medienerlöse positioniert. In der vergangenen Woche kam es zur Wahl eines neuen Aufsichtsratsmitglieds in der DFL für den ausgeschiedenen Fredi Bobic. Hier konnte sich erfreulicherweise Christian Keller (überraschend) gegen Klaus Filbry, Geschäftsführer des SV Werder Bremen, der sich – anders als Keller – klar für den Verkauf der Medienerlöse ausgesprochen hat und unter anderem von Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, dem FC Schalke und dem VfB Stuttgart unterstützt wurde, durchsetzen. Die Wahl des Aufsichtsratspostens galt innerhalb der DFL als erster Stimmungstest für die Frage der geplanten Verkäufe der Medienerlöse.

Was sind die Risiken?

Der Verkauf von Teilen der Medienerlöse an einen externen Private-Equity Investor geht sowohl für die Vereine der DFL als auch – und insbesondere – für uns Fußballfans mit erheblichen Risiken einher.

Dabei werden diese Risiken einmal mehr in erster Linie auf dem Rücken der kleineren Vereine getragen. Die Verteilung der vorgezogenen Medienerlöse würde wohl zu einem Großteil den größeren und aktuell sportlich erfolgreichen Vereinen zu Gute kommen, während die kleineren Vereine, insbesondere jene in der zweiten Liga, mit einem deutlich kleineren Teil dieser Einmal-Zahlung auskommen müssten. Die Schere zwischen den (wirtschaftlich) kleinen Vereinen und den großen Bundesligisten würde sich innerhalb der 36 Erst- und Zweitligisten also noch einmal deutlich vergrößern. Die größere Beteiligung der sportlich erfolgreicheren Erstligisten gegenüber den kleineren Erst- und Zweitligisten mag im Rahmen der Verteilung der Medienerlöse grundsätzlich seine Berechtigung finden – auch wenn die aktuelle Verteilung der Medienerlöse kontrovers diskutiert wird. Allerdings besteht hier die Besonderheit, dass den kleineren Vereinen durch das Vorziehen der Medienerlöse für die kommenden 25 bis 30 Jahre die Möglichkeit genommen wird bei zukünftigen sportlichen Erfolgen entsprechend an diesen vorgezogenen Medienerlösen zu partizipieren. Denn werden hier die einmal erzielten Verkaufserlöse zu Lasten der zukünftigen Medienerlöse der nächsten 25 bis 30 Jahre erzielt.

Noch gravierender stellt sich dies für diejenigen Vereine dar, die aktuell in der dritten Liga spielen und damit heute noch nicht an den Medienerlösen der DFL partizipieren können. Die vorgezogenen Medienerlöse der kommenden 25 – 30 Jahre werden durch die Veräußerung von 15% der zukünftigen Medienerlöse all denen entzogen, die durch einen Aufstieg in die Bundesligen erst zukünftig an den Medienerlösen der DFL partizipieren werden. Die Kluft zwischen den Bundesligisten und den Profi-Vereinen aus der dritten Liga würde sich also durch den geplanten Verkauf der Medienerlöse substanziell und nachhaltig vergrößern. Der geplante Anteilsverkauf an den Medienerlösen nimmt damit also auch nachhaltig Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb.

Wir alle erinnern uns noch an die großen Bekenntnisse der DFL und der Bundesligisten während der Pandemie, in denen öffentlichkeitswirksam von einer „eingekehrten Demut“ gesprochen wurde und Christian Seifert, der damalige Geschäftsführer der DFL, den Willen der DFL betonte, Fehlentwicklungen im Profifußball nachhaltig entgegenwirken zu wollen. Nun sollen aber zukünftige Einnahmen vorgezogen werden, um kurzfristig außerordentliche Gelder zu generieren. Der Geldregen von Morgen geht dabei auf Kosten von mittel- und langfristigen Einnahmen aller Bundesligisten in der Zukunft. Die DFL und insbesondere die Vereine, die Teil der Arbeitsgemeinschaft Zukunftsszenarien sind offenbaren damit einmal mehr, wie viel von der angeblich eingekehrten Demut noch vorhanden ist. Es darf dabei auch bezweifelt werden, dass dieser Geldregen für nachhaltige Investitionen genutzt wird. Wenn man einen Blick auf das jüngste Beispiel für den Umgang mit Geldern schaut, die durch den Einstieg eines Investors generiert wurden, dann stellt man schnell fest, dass ein plötzlicher Geldregen im deutschen Profifußball in erster Linie für noch absurdere Transfersummen und Spielergehälter genutzt wird. Das Beispiel Hertha BSC hat dabei auch gezeigt, wie schnell ein solcher Geldregen aufgebraucht wird, ohne dass irgendein Mehrwert für den betreffenden Verein übrig geblieben ist. Wer soll also ernsthaft daran glauben, dass der geplante Vorzug von Medienerlösen aus den kommenden 25 – 30 Jahren nachhaltig zum Wohle der Vereine und des Fußballs in Deutschland eingesetzt wird?

Das schwerwiegendste Risiko des Verkaufs der zukünftigen Medienerlöse für uns Fußballfans stellt jedoch die mit den Erlösverkäufen einhergehende Verschiebung der Interessen innerhalb der Interessensgemeinschaft DFL dar. Das dann an den Medienerlösen beteiligte Private-Equity Unternehmen verfolgt – anders als die 36 Bundesligisten – ausschließlich finanzielle Interessen. Etwaige damit im Konflikt stehende Interessen der Fans und Mitglieder der Bundesligisten spielen keinerlei Rolle für die Entscheidungsfindung des Private-Equity Investors. Die DFL betont zwar gebetsmühlenartig, dass die Entscheidungshoheit durch den Minderheitsanteil von nur 15% stets bei der DFL und damit bei den 36 Bundesligisten verbleibt. Wer jedoch einen Blick auf das Abstimmungsverhalten innerhalb der DFL blickt und sich anguckt, bei welchen Bundesligisten Fan- und Mitgliederinteressen überhaupt noch von Bedeutung sind und in die eigene Entscheidungsfindung und das Abstimmverhalten innerhalb der DFL einbezogen werden, der wird feststellen, dass eine weitere Partei, die (möglicherweise) 15% der Stimmrechte innehat den entscheidenden Unterschied machen kann. Eine Partei, dessen ausschließliches Ziel und Interesse darin besteht, Medienerlöse und Profite zu maximieren, wird die Bundesligisten vor sich hertreiben und entscheidenden Einfluss auf zukunftsweisende Themen wie der Zerstückelung des Spieltages und der Einführung neuer fanunfreundlicheren Anstoßzeiten nehmen. Die AG-Zukunftsszenarien betont stets, dass ein Einstieg eines Investors innerhalb der DFL notwendig ist, um den Anschluss an die anderen Top-Ligen in Deutschland nicht zu verlieren. Richtig ist, dass die Medienerlöse in drei der übrigen vier Top-Ligen in Europa höher ausfallen als diejenigen der Bundesliga. Die Medienrechte der spanischen La Liga wurden beispielsweise in der Saison 2016/17 mit 1,68 Milliarden Euro bewertet und damit gut doppelt so hoch wie die der Bundesliga. Die spanische La Liga ist jedoch auch das beste Beispiel dafür, wie Medienerlöse auf Kosten der Fußballfans in den Stadien ohne Rücksicht auf Verluste maximiert werden. So finden sämtliche der zehn Spiele der La Liga zu einer unterschiedlichen Anstosszeit statt.

Wie verhält sich der 1. FC Köln?

Der FC positioniert sich hier erfreulicherweise sehr deutlich gegen den geplanten Anteilsverkauf und sowohl die Geschäftsführung unter Christian Keller als auch der Vorstand sprechen sich auch öffentlich sehr deutlich gegen die geplanten Verkäufe der Medienerlöse ein. Der FC stellt dabei nicht nur das grundsätzliche Erfordernis der Verkäufe von Medienerlösen, sondern auch den langfristigen Nutzen dieser Verkäufe in Frage. Als Alternative für möglicherweise notwendige Investitionen in der DFL brachte der FC insbesondere eine klassische Fremdfinanzierung ins Spiel, bei denen weder die Medienerlöse vorgezogen werden, noch externe Investoren (zeitlich begrenzt) an diesen beteiligt werden.

Was ist zu tun?

Wir fordern daher alle Fußballfans dazu auf, den Protest gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der DFL in die Öffentlichkeit und ins Stadion zu tragen. Nur dann, wenn der Druck in der öffentlichen Wahrnehmung und in den jeweiligen Mitgliedsvereinen der DFL hoch ist, werden wir den geplanten Anteilsverkauf stoppen können. Alle der 36 Bundesligisten stehen dabei gleichermaßen in der Verantwortung und jeder einzelne Fußballfan ist gefordert im Rahmen des Möglichen Einfluss auf die Entscheidungsfindung in seinem eigenen Verein zu nehmen. Die Zeit läuft gegen uns, aber der Kampf ist noch nicht verloren!

Volkssport Fußball erhalten! Investoreneinstieg in der DFL verhindern!

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben