Spruchbanderklärung Heimspiel Partizan

Im Nachgang der Wohnungsdurchsuchungen vom 05.10.2022 hielten Polizei und Staatsanwaltschaft Köln eine denkwürdige Pressekonferenz ab.

Im Laufe dieser medienwirksam inszenierten Pressekonferenz tätigten die Beteiligten einige Aussagen, auf die man im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung mit polizeilicher Medienarbeit eingehen muss.

Mit unserem Spruchband „Keupstrassen Anschlag – Missbrauch Erzbistum – Tatort Porz – In der Vergangenheit versagt, jetzt den „grossen Aufschlag“ gewagt“ greifen wir die Aussage von Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn exemplarisch auf.

„So einen großen Aufschlag hat es meines Wissens noch nie gegeben in der Bundesrepublik“ 
Quelle: 1. FC Köln: Polizei erklärt die Nizza-Razzia: „Noch nie gegeben“ von Anton Kostudis und Julian Meiser, abgerufen am 06.10.2022 um 04:32 Uhr unter folgender Adresse: https://www.express.de/sport/fussball/1-fc-koeln/1-fc-koeln-polizei-mit-details-zur-razzia-nach-nizza-eklat-111727

Mit den von uns genannten Beispielen möchten wir die Frage aufwerfen, wieso der größte Aufschlag im 
Aufgabenbereich der Staatsanwaltschaft Köln im Themenkomplex „Nizza“ erfolgte und nicht in Hinsicht auf den Bombenanschlag des NSU in der Keupstrasse 2004, den jahrzehntelangen Missbrauchskomplex des Erzbistums Köln oder im Fall der rassistisch motivierten Schießerei in Köln Porz am Silvestervorabend 2019.

Der größtmögliche Aufschlag wäre an anderer Stelle wohl deutlich besser platziert und aufgehoben.

Beim Bombenanschlag des NSU auf die Keupstrasse in Köln Mülheim im Jahr 2004 wurde jahrelang in falsche Richtungen ermittelt und beschuldigt. Eine anschließende Aufarbeitung dieses Ermittlungs- und Justizskandals fand nie ausreichend statt.

Ähnlich verhält es sich mit über Jahrzehnte verübter sexualisierter Gewalt an Minderjährigen im Erzbistum Köln und den Kirchen in Deutschland. Hier konnte bis ins letzte Jahrzehnt von der Ebene des einfachen Gemeindemitglieds bis zum Kardinal munter vertuscht und versetzt werden. Die Staatsanwaltschaft schaute zu und ließ die Täter gewähren. Betroffene spielten keine große Rolle, der Schutz der Institution stand im Vordergrund, die Staatsanwaltschaft war ein willfähriger Bystander mit Beißhemmung.

Und auch bei dem rassistisch motivierten Schuss eines ehemaligen Bezirksvertreters in Köln Porz 2019, bedurfte es erst des öffentlichen Drucks von Initiativen und engagierten Bürger*innen um die Staatsanwaltschaft nach Wochen zum Handeln zu zwingen.

In all den genannten Fällen leiden zum Teil hunderte Betroffene bis heute unter den Folgen. Einen „großen Aufschlag“ der Staatsanwaltschaft Köln hätten die Betroffenen sicherlich damals gerne erlebt.

Zu guter Letzt wollen wir darauf hinweisen, dass Polizei und Staatsanwaltschaft auch immer politische Akteure in einem Machtspiel um die Deutungshoheit sind. Polizei und Staatsanwaltschaft haben Interessen, die sie vertreten und liefern Ergebnisse, welche ihre Position stärken. Kritische Nachfragen sind dort unerwünscht. Dabei wären diese hier wie auch in vielen anderen Fällen angebracht, wenn Presse und Öffentlichkeit nicht blind Polizeimeldungen oder Verlautbarungen von Pressekonferenzen abschreiben und unhinterfragt übernehmen würden.

Wir haben mit einem Zitat begonnen, wir möchten mit einem Zitat abschließen:

„Die Medien selbst müssen aber auch etwas tun. Sie müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und einhergehende Meldungen der Polizei überprüfen, egal ob als klassische Pressemitteilung oder als Tweet. Erst dann wird für die Nutzerinnen und Nutzer klar, wem man im konkreten Fall glauben kann.“

Quelle: „Wenn die Polizei zum Medium wird“ von Dagmar Weitbrecht und Steffen Grimberg, abgerufen am 06.10.2022 um 04:53 Uhr unter folgender Adresse: https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/pressearbeit-polizei-und-medien-100.html

Coloniacs im Oktober 2022

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